Der Körper spricht nicht deine Sprache



So einfach - wie viele glauben - ist es nicht, den Körper zu verstehen. Kopfschmerz heisst nicht einfach: «Du bist zu viel im Kopf»; Nacken-, Schulterschmerzen bedeuten nicht einfach: «Du trägst eine zu grosse Last»; ein Zwicken im Bauch ist nicht einfach die Aufforderung, mehr auf seine Gefühle zu hören…

Der Körper sendet andere, als sprachliche Signale. Um diese zu verstehen und für uns nutzbar machen zu können, verwenden wir eine mehrstufige, kreative «Übersetzungsarbeit», den Körperdialog. 

Den Körperdialog starten wir mit einer klaren Fragestellung, wie beispielsweise: «Was will mir mein Schmerz oder meine Krankheit sagen?» oder «Soll ich dieses Haus kaufen?»; «Für welche Stelle soll ich mich entscheiden?»; «Was steht meinem Glücklichsein im Weg?»; «In welche Richtung, bezüglich meiner beruflichen Weiterentwicklung, soll ich gehen?»…

Nachdem die Frage formuliert wurde, begeben wir uns auf eine Reise in unseren Körper. Dies kann direkt zu einem schmerzenden oder kranken Bereich führen. Wenn es nicht um körperliche Fragen geht, lenken wir unsere Aufmerksamkeit möglicherweise auf einen Ort, der uns gerade anzieht, oder auf eine Körperstelle, die wir als besonders empfindlich erleben. Mit dieser Körperstelle treten wir in Schwingung und beginnen einen bildhaften Dialog. Das Ziel dabei ist, präzise wahrzunehmen und letztendlich zu verstehen, was unser Körper uns mitteilt.

Es ist wichtig zu betonen, dass es Schmerzen und Krankheiten gibt, die primär ärztliche Behandlung erfordern und deren mögliche Signale für uns sekundär oder sogar nicht vorhanden sind. Gleichzeitig warne ich nachdrücklich davor, den logisch-analytischen, intellektuellen Verstand auszuschalten und ausschließlich auf den Körper zu hören. Körperliche Botschaften sind zusätzliche, intuitive Informationen und Hinweise, die unsere logischen Überlegungen ergänzen und bereichern können.


Zur Erläuterung erwähne drei Beispiele aus meiner Praxis:

  • Eine Frau, ca. 50, wird seit ihrer Jugendzeit regelmässig und oft von Migräne geplagt. Alle bisherigen Behandlungen haben nichts gebracht. Die Botschaft des Körpers – in zwei Sitzungen erarbeitet – hiess: «Ich habe das Recht glücklich zu sein und mich zu freuen». Im weiteren Verlauf der Therapie erarbeiteten wir die genaue, konkrete und sehr persönliche Bedeutung dieser Botschaft und deren Umsetzung ins Leben dieser Frau. Schon nach wenigen Sitzungen liessen die Häufigkeit und die Intensität der Migräneanfälle deutlich nach.
  • Eine andere Klientin war ca. 70 Jahre alt und lebte seit Jahrzehnten mit ihrem Mann zusammen, erlebte das Zusammenleben schon seit Jahren als Plage, weil er ihr mit verschiedensten «Marotten», wie sie es nannte, auf den Geist ging. Sie distanzierte sich innerlich immer mehr von ihm und lebte mit sich selbst und ihm im Unfrieden. Trotzdem kam für sie eine Trennung aus verschiedensten Gründen nicht in Frage.Im Körperdialog, mit der Fragestellung: «Was kann ich tun, um glücklich zu sein?» zog es sie scheinbar magnetisch zu ihrem Hals, der sich «wie ein Kaminrohr mit einem Schieber» anfühlte… Die Botschaft: «Zieh den Schieber raus», erwies sich als wichtiger Hinweis dafür, wie sie ihrem Mann entspannter begegnen, ihre Wünsche, er möge seine «Marotten» ablegen, beiseitelegen konnte. Von da an (2 Sitzungen), konnte sie anders, nämlich lockerer mit ihrem Mann zusammenleben. Sie hatte ihre Haltung, ihre Erwartungen an ihren Partner verändert und – wie ich später erfahren habe – konnte sie friedlicher und ruhiger weiterleben, ohne dass in diese Ehe wundersamer «Friede – Freude – Eierkuchen» eingetreten wäre.
  • Das Bild eines starren Drahtes, der sich vom tiefen Beckenboden bis ins Hirn zog, verwandelte sich im Verlauf eines Körperdialogs in eine farbige Schnur. Die Botschaft war: «Wenn’s farbig wird, wird’s weicher». Diese Botschaft zeigte einem ca. 55-jährigen Mann, mit beängstigenden Erschöpfungszeichen auf, dass es für seine Gesundheit unbedingt nötig ist, «mehr Farbe» in sein Leben einzubringen. Diese Erkenntnis führte letztlich dazu, dass er seine Führungsaufgabe als Leiter einer Softwareentwicklerabteilung aufgab und sich in eine Expertenposition – in einer 50%-Anstellung, mit finanzieller Einbusse - versetzen liess. Heute ist er ein glücklicher, gesunder Künstler, der sich verwirklichen kann, im ursprünglichen Geschäft mit einer 50% Expertenanstellung, dem es sogar gelingt, mit seinem Künstlerhonorar den Lohnausfall gut zu kompensieren.


Selbstverständlich stellt der Körperdialog kein Allheilmittel dar. Er ermöglicht Erkenntnisse, auf denen man aufbauen kann. Der Körperdialog wird erst dann zu einem nützlichen Prozess, wenn diese Erkenntnisse tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden. Leider geschieht es nicht selten, dass die Erkenntnisse nur auf der Ebene des Bewusstseins bleiben und es an Mut und Disziplin mangelt, tatsächlich Veränderungen vorzunehmen. In diesem Fall war der Körperdialog im besten Fall eine erlebnisreiche Reise.

Durch regelmäßiges Coaching kann die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse erheblich unterstützt werden. In der Regel sind etwa fünf Coaching-Sitzungen nach dem Körperdialog erforderlich.

© Jean-Pierre Crittin, CH-8716 Schmerikon

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