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Es werden Posts vom 2018 angezeigt.

Die Unruhe des Geistes

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Unser Geist ist in ständiger Bewegung, ob wir das wollen oder nicht. Gedanken, Sorgen, Ängste, Bilder, Erinnerungen, Ideen tauchen auf, treiben im Geist ihr Unwesen und verabschieden sich früher oder später, jedoch oftmals nur um neuen Impulsen Platz zu machen. Vergleichbar ist das mit der „brownschen Bewegung“ in der Biologie, die nach dem schottischen Botaniker Robert Brown benannt wird, der diese im 19. Jahrhundert entdeckt hatte. Es handelt sich dabei um unregelmässige und ruckartige Bewegung mikroskopisch beobachtbarer Teilchen in Flüssigkeiten und Gasen. Diese Bewegungen sind wärmeabhängig; d.h. je wärmer die Umgebung ist, desto heftiger bewegen sich die Teilchen. Genauso ist das auch mit den Bewegungen im Geist: Je angespannter, aufgeregter, „erhitzter“ oder alarmierter wir sind, desto schneller und intensiver ist die innere Unruhe des Geistes. Das kann so weit gehen, dass wir unsere Konzentrationsfähigkeit verlieren, dass wir innerlich nicht mehr zur Ruhe kommen un

Spiritualität in der therapeutischen Praxis

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Spiritualität übersetze ich gerne mit Vertrauen und Glauben. Aus der Systemtheorie wissen wir, dass Vertrauen die Komplexität reduziert. Dazu ein Beispiel: Die Beziehung zwischen zwei oder mehreren Menschen ist eigentlich unendlich komplex, wir sprechen von "dynamisch hochkomplex", weil es beim Einzelnen und zwischen den beiden unzählbare, sich ständig verändernde Rückkoppelungen gibt. (Genaueres dazu in meinem Buch: Ayurvedische Psychologie, 2010, Windpferd Verlag, Oberstdorf) . Solange zwischen den Personen Vertrauen herrscht, ist es eigentlich ganz einfach, miteinander auszukommen und Projekte aller Art erfolgreich durchzuführen. Sobald jedoch das Vertrauen zerstört ist, wird es in der Regel praktisch unmöglich, miteinander etwas Gescheites anzufangen. Was ich jetzt an einem Beispiel aufgezeigt habe, spielt sich in einer Partnerschaft, in der Familie in der Unternehmensführung, in der Politik, beim Zusammenarbeiten, im sportlichen Zusammenwirken eines Teams ab:

Mach deinen Job!

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Mach deinen Job! Dies ist für mich die Hauptaussage der Bhagavad Gita, wo Krishna, der Wagenführer, Arjuna dem jungen Prinzen, der in die Schlacht ziehen will und nun plötzlich Zweifel an seiner Absicht hegt, in einem langen Zwiegespräch über die yogische Philosophie, seinem Schützling klar macht, dass er seine Aufgabe zu erfüllen hat. Er ist in der Kaste der Krieger geboren, also ist der Schutz seines Volks, die Wiederherstellung von Gerechtigkeit seine Aufgabe, die er zu erfüllen hat. Was sagt uns diese Geschichte hier und heute? Sie sagt: „Mach deinen Job!“ Es ist nicht die Frage, ob ich etwas gern mache oder nicht. Dinge, für die ich geboren und zuständig bin, müssen getan, Situationen, die sich mir präsentieren, müssen bewältigt werden. Wofür bin ich eigentlich geboren? Biologisch gesehen, um zu überleben. Die Veden geben mir auf diese Frage eine interessantere, differenziertere Antwort: Ich bin geboren um zu wachsen, denn Wachstum ist ein Gesetz der Natur. Alles was

Spiritualität und spirituelle Methoden in der ayurvedischen Psychologie und im Yoga

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Die ayurvedische Psychologie und Yoga arbeiten unter anderem mit spirituellen Methoden, da wir wissen, dass der Mensch ein derart komplexes Wesen ist, dass er mit allen herkömmlichen Mitteln der westlichen Psychologie, wie rationalen Überlegungen und Erkenntnissen, emotionalen Aufarbeitungen, Wertegesprächen zwar wichtige und positive Veränderungen erreichen kann, oftmals aber grundsätzliche Muster und Überzeugungen erhalten bleiben. Mithilfe der spirituellen Methoden, wie beispielsweise Meditation, Mantras, Mudras, Chakraarbeit, Atemarbeit und dem Körperdialog, gelangt der Mensch zu einem inneren Frieden, der Heilung von innen ermöglicht. Im inneren Frieden, beruhigt sich der Geist. Unablässiges, oftmals selbstzerstörerisches Gedankenkreisen weicht einer friedlichen Einstellung. Auf diese Weise werden destruktive und kontraproduktive Strömungen und Glaubenssätze plötzlich überflüssig, da man sich im inneren Frieden grundsätzlich als Person mit Stärken und Schwächen

Instabilität und Bewegung ist im Wesen des Lebendigen

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Beim Bau dieses "Steinmännchens" durfte ich Stabilitäten ausprobieren, ganz fein neue Balancen schaffen. Zudem musste ich den Mut und das Vertrauen haben, die Steine auch mal loszulassen, um die Balance wirken zu lassen. Schliesslich wird ein Windstoss oder eine Erschütterung kommen, welche die gewonnene Balance zerstört, was mir die Möglichkeit bietet, wieder etwas Neues entstehen zu lassen. So ist das Leben. Zu meinen, Balance bedeute Stabilität, zu hoffen, diese Stabilität halte auf immer und ewig, ist eine Täuschung, denn Instabilität und Bewegung ist im Wesen des Lebendigen. Nur so kann Entwicklung und Wachstum stattfinden. Alles was geschieht greift die Stabilität an, zerstört sie und gibt uns die Chance, uns neu zu organisieren, wieder in Balance zu kommen - in eine neue Balance, denn es hat sich ja etwas verändert. Und so sind wir in einem ständigen Entwicklungsprozess, wenn wir bereit sind die eingefahrenen Stabilitäten bewusst aufzugeben. Durch inneren Fri

Was unterscheidet mich von meinem Auto?

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Was unterscheidet mich von meinem Auto? Im Leben ist Freiheit, ist Intelligenz. Im Toten ist alles festgelegt und keine Freiheit möglich, weil keine Intelligenz drin ist. (Swami Vivekananda: „Vedanta. Der Ozean der Weisheit“) Wenn wir uns die Freiheit nicht nehmen und nach (scheinbar) vorgegebenen Gesetzen und Regeln leben, verhalten wir uns wie tote, intelligenzlose Maschinen, die sich nicht entwickeln und wachsen können.  Der Unterschied zwischen mir und meinem Auto besteht darin, dass meine Intelligenz Freiheit zulässt, Freiheit zu entscheiden, Freiheit über die Grenzen hinaus zu gehen, während mein Auto nur das macht, was ihm von aussen vorgegeben wird. Verhalte ich mich wie mein Auto, lebe ich nicht nach den kosmischen Gesetzen, die sagen: Alles was lebt entwickelt sich und wächst! Yoga und die ayurvedische Psychologie unterstützen den Menschen darin, seine Freiheit und seine Intelligenz wieder zu entdecken. damit fördern sie die Entwicklung und da

Beratung hat - aus unserer Sicht - sehr viel mit der Beraterin/dem Berater selbst zu tun.

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(ich verwende in diesem Blog die weibliche Schreibweise, was aber selbstverständlich auch für männliche Wesen Gültigkeit hat) Kann ich mich für die Zeit einer Beratung frei machen von meinen eigenen Dingen, die mich beschäftigen? Ist es mir möglich, mich in den Hintergrund, in den Dienst meiner Klientinnen zu stellen? Bin ich mental so frei, dass ich die Sichtweise meiner Klientin annehmen kann? Kenne ich meine Stärken und Schwächen? All das ist aus unserer Sicht notwendig, damit jemand eine gute Therapeutin sein kann. Sie muss den Raum frei geben können für die Klientinnen. Also ist es eine unbedingte Voraussetzung, dass in einer Ausbildung von Beraterinnen und Therapeutinnen die Selbsterfahrung und die eigene Persönlichkeitsentwicklung im Vordergrund stehen. Ist eine Beraterin durch eigene Themen besetzt, wirkt sich das unmittelbar auf ihre Einfühlsamkeit aus. Auch wenn sie gut zuhört, sich der Klientin zuwendet, löst vieles von dem, was die Klientin erzählt bei der Therape

Die Frage „warum“

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Die in psychologischen Beratungen, jedoch auch sonst im Leben, oft gestellte Frage ist: „warum“. Viele Klientinnen und Klienten fragen verständlicherweise auch immer wieder „warum“, weil das Unerklärliche Spannungen verursacht. Die Hoffnung dabei ist, dass eine gefundene Erklärung Entspannung und damit inneren Frieden bringt. Leider aber sind die Zusammenhänge bei Menschen in 99.5% der Fälle komplexer, als dass sie durch simple, lineare, eindeutige Ursachen geklärt werden könnten. Vielmehr entstehen dadurch, privat-logische Theorien, die das Ganze zum Passen bringen, aber nicht wirkliche Erkenntnisse. Die Frage „warum“ greift meist zu kurz. Wenn Menschen in ein Geschehen involviert sind, erweisen sich die Ereignisse immer als dynamisch hochkomplex. Da gibt es unzählige Rückkoppelungen aus denen eine Dynamik entsteht, die kaum mit der einfachen Frage „warum“ oder mit einer "warum-Fragenserie" geklärt werden kann. (s. Jean-Pierre Crittin: „Ayurvedische Psychologie“, 201